Im Alltag wendet man die sogenannte Pressatmung häufig unbewusst an: Man atmet tief ein und "tut dabei so", als ob man ausatmen wollte, hält aber die Luft an ("man presst"). Anschließend führt man eine maximal anstrengende Bewegung durch (z. B. Marmeladenglas öffnen, Getränkekasten anheben). Durch das Verschließen der Atemwege und Anspannung von Atem- und Bauchmuskulatur sowie durch die Kraftübertragung der arbeitenden Muskulatur entsteht ein großer Druck auf den Brustkorb, der sich auf die Organe im Brustkorb "überträgt". Diese "Drucküberlagerung" löst die in der folgenden Abbildung dargestellten Reaktionen aus.

Tab. 1: Pressatmung = Drucküberlagerung auf Herz, Lunge und Kreisläufe
Pressatmung

 

Blutkreisläufe: Die Blutgefäße im Lungenkreislauf und im Körperkreislauf werden eingeengt bzw. abgedrückt. Dieses Abdrücken an sich und die verschiedenen Regelvorgänge nach der maximalen Belastung haben erheblichen Einfluss auf das Blutdruckverhalten. Es entstehen "Spitzendrücke" und, durch die plötzliche Entlastung nach der Anstrengung, auch große Blutdruckschwankungen. Besondere Vorsicht ist bei Patienten mit Lungenhochdruck geboten. Blutdruckspitzen werden weitergeleitet und können geschädigte Gefäße zum Reißen bringen.

Lunge: Atemwege werden abgedrückt. Damit verringert sich die Menge an Luft (Ventilation), die während Belastung möglich ist, und schränkt die Leistung ein.Ferner steigt der Druck in der Lunge (Stichwort: Lungenhochdruck / pulmonale Hypertonie).
Herz: Das Herz muss schwerer arbeiten,um das Blut durch enggestellt / abgedrückte Blutgefäße pumpen. V. a. für die rechte Herzhälfte, die bei COPD häufig geschädigt ist (Cor pulmonale), besteht die Gefahr der Überlastung (Dekompensation). Ferner ist die Blutversorgung des Organs an sich eingeschränkt. Insgesamt ergeben sich kurzfristig starke Schwankungen in der Förderleistung des Herzens (wie viel Blut pro Schlag ausgeworfen wird und wie oft das Herz schlägt = Auswurfmenge und Herzfrequenz)
Praxisbeipsiele
"Man geht in eine Pressatmung über": Dazu kommt es bei zunehmender Ermüdung v. a. gegen Ende einer vorgegebenen Wiederholungszahl.
"Etwas in Pressatmung atmen": Dies ergibt sich automatisch bei wenigen Wiederholungszahlen mit hohem Gewicht. Die zur Überwindung der Last erforderliche hohe Muskelanspannung erzeugt Druck. Man atmet zwar noch relativ kontrolliert aus, aber es herrscht bereits ein hoher Druck im Brustkorb!
"Man hält die Luft an" (= man presst "absichtlich"): Dies geschieht "automatisch", sobald das Gewicht / eine Belastung sehr hoch / maximal wird. Beispiel: einen Sack Zement hochheben, Marmeladenglas aufmachen, mit dem Drehkreuz eine Schraube beim Reifenwechsel aufmachen.
Allgemein tritt bei COPD eine Pressatmung auch alleine durch ungünstige Körperpositionen auf (z. B. Schuhe anziehen oder bei verschiedenen Ausgangs- bzw. Endpositionen im Krafttraining).
Durch die Pressatmung hat man etwas mehr Kraft, sie hat jedoch die oben aufgezeigten Nachteile. Beim Training empfiehlt es sich, den Blutdruck wiederholt zu messen und auf seine "Symptome" zu achten. Bei Begleiterkrankungen wie z. B. Bluthochdruck, Cor pulmonale und weiteren Herzerkrankungen, Diabetes (Stichwort: Augeninnendruck), paVK und in der akuten Folgezeit nach Lungenentzündung und Pneumothorax sollte die Belastung allgemein nicht so hoch gewählt werden.
Eine Rücksprache mit Ihrem Arzt ist daher unbedingt erforderlich.