Eigentlich spürt man ja vor allem die Atemnot und könnte meinen, dass der schlechte Allgemeinzustand überwiegend durch mangelnde Ausdauer begründet ist. Mit höherem Lebensalter spielt jedoch nicht nur die Ausdauer eine Rolle: Hat man zu wenig Kraft, liegt es nicht mehr "alleine an der Luft", dass man eine Belastung nicht schafft. Während man vielleicht noch nachvollziehen kann, dass "etwas hochhe-ben" oder eine Flasche öffnen "viel von der Kraft abhängen", setzt selbst das normale Gehen ein Min-destmaß an Kraft voraus.

Inzwischen hat man herausgefunden, dass COPD-Patienten bei einem Kraft-training und bei Aktivitäten des täglichen Lebens viel mehr Luft benötigen als Gesunde. Es muss ähnlich viel bewegt werden, wie bei anstrengenden Ausdauerbelastungen: Der Körper hat die Fähigkeit verlo-ren, einzelne Tätigkeiten durch den Einsatz von "Kraft" (lokal, also in den beanspruchten Muskeln) zu meistern. Für das Erzeugen von Kraft muss das Herz-Kreislauf-System voll in Anspruch genommen wer-den. Dadurch steigt die Belastung des Körpers, einhergehend mit höherem Energieumsatz und verlän-gerten Erholungszeiten.

Krafttraining bei COPD wird immer noch unterschätzt und zu wenig eingesetzt. Durch keine andere Maßnahme können Muskelmasse und -kraft so gezielt verbessert werden wie durch Krafttraining. Tab. 1 beinhaltet allgemeine Effekte eines Krafttrainings.

Tab. 1: Allgemeine Effekte eines Krafttrainings
Steigerung Muskelmasse: Bei Übergewicht: Gewichtsreduktion durch Aufbau Muskelmasse und Abnahme Fettmasse. Bei Untergewicht: Steigerung des Gewichts durch Muskelmassezunahme.
Erhöhung Muskelkraft: Unter anderem durch die Erhöhung der Grundanspannung [Muskeltonus] erfolgt ein stärkerer "Zug" auf die Sehnen, Bänder und Knochen: Festigkeit und Belastbarkeit von Sehnen, Bändern und Knochen werden dadurch erhöht. Dies bewirkt eine Verringerung des Verschleißes des Stütz- und Bewegungsapparates (Knochen, Gelenke und Muskeln). Weiterhin resultiert daraus eine Vorbeugung und eine Verbesserung einer Osteoporose. Die Muskeln können mehr abfangen: Es kommt "weniger Belastung in den Gelenken an": Arthrotische Veränderungen (Gelenkverschleiß) werden im Voranschreiten verzögert
Rückenbeschwerden, Haltungsschwächen und das Ungleichgewicht zwischen Muskelgruppen [muskuläre Dysbalancen] werden verbessert.
Gesteigerte Gehirnaktivität, Freisetzung von körpereigenen Glückshormonen (Endorphine), Erhalt und Aktivierung von Überträgerstoffen (wie z. B. Dopamin) mit ganz entscheidenden Auswirkungen auf die Psyche.